AEsthetische Fragen

"Die sthetik als Wissenschaft des Schnen verhlt sich zum Gefhl desselben, wie sich berhaupt das Wissen zum Fhlen verhlt.
So wie das Gefhl des Rechts und Unrechts bestehen kann ohne Jurisprudenz, das Gefhl des Sittlichen und Unsittlichen ohne Ethik, so auch das Gefhl des Schnen und Hlichen ohne sthetik.
Wer sich daher mit dem bloen Fhlen begngt, der braucht keine Wissenschaft. Es kommen auch die meisten Menschen, wie die Tiere, mit dem bloen Gefhl, also ohne Wissenschaft, durchs Leben. Und das ist notwendig. Denn, wenn Jeder mit seinen Urteilen und Handlungen im Leben so lange warten sollte, bis er deutliche Begriffe - in denen das Wesen der Wissenschaft besteht, - von den Dingen erlangt htte, dann wrde ihm, wie Arthur Schopenhauer treffend sagt, die Gelegenheit meistens schon das kahle Hinterhaupt zugekehrt haben. Es wre gerade wie wenn Einer nicht eher essen wollte, als bis er einen deutlichen physiologischen Begriff vom Verdauen erlangt, oder wenn Einer nicht sehen und hren wollte, als bis er die Physiologie des Gesichts und Gehrs grndlich studiert htte.
Gefhl ist Grundlage des Lebens. Die Wissenschaft erhebt sich erst auf dem Boden des Gefhls." [...]

Julius Frauenstdt, Zeitgenosse und Freund von Arthur Schopenhauer, schreibt in dem vorliegenden Werk ber die sthetischen Fragen. Unter anderem befasst er sich mit dem Verhltnis der sthetik zur Kunst, dem sthetischen Urteil und der Nachahmung, der Poesie und Geschichte, Poesie und Philosophie und vielen weiteren Themen.
Dieses Buch ist ein unvernderter Nachdruck der Originalausgabe von 1853.