ber den Frieden zwischen den Juden und den Deutschen

In dem Historikerstreit des Jahres 1986 wurde die Forderung Israels nach einer Singularitt der Shoa mit der Behauptung einer Unvergleichbarkeit des Vlkermordes der Nationalsozialisten an den Juden mit dem des Vlkermordes der Bolschewisten an den Kulaken verbunden. Diese Unvereinbarkeit sttzte sich auf die Auffassung, dass dem Kommunismus ein "Humanum" zugute gehalten werden msse, das sich aus der historischen Gestehungsgeschichte des Sozialismus, der Aufklrung und dem Urchristentum herleite. Schon zwei Jahre nach dem Streit der Historiker hatte sich der Kommunismus und sein ethisches Konzept mit dem Untergang seiner Fhrungsmacht, der UdSSR als Fehlentwicklung erwiesen. Aber nicht nur aufgrund dieses wissenschaftlich unzulssigen Verbots des Vergleichs historischer Ereignisse muss die Sinnflligkeit der Singularitt als Anspruch auf einen ewigen Schuldvorwurf und die damit verbundene Frage eines Friedens zwischen Juden und Deutschen berprft werden. Tatschlich haben sich die Voraussetzungen dafr in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts so grundstzlich verndert, dass sie einer neuen Bewertung bedrfen. Die Juden haben mit ihrem Staat Israel zu einer eigenen nationalen Identitt gefunden, die Deutschen sind dabei, ihr Selbstverstndnis in einem friedlichen Patriotismus zu finden.

Dieses Essay versucht, diesen Vernderungen gerecht zu werden. Es beschftigt sich mit der moralischen Schuld der Deutschen, wertet den sich vollziehenden Generationswechsel und untersucht im Hinblick auf einen Frieden zwischen Juden und Deutschen die Bedeutung der wichtigsten historischen Vernderungen unserer Zeit. Dabei zeigt sich, dass gerade, was die Juden und die Deutschen im 19. Jahrhundert voneinander trennte, unter den heute gegebenen Voraussetzungen die Grundlage fr einen Frieden zwischen ihnen sein knnte, der im 18. Jahrhundert einmal begann.