Das Treffen in Telgte

Johann Matthias Schneuber? Daniel Czepko von Reigersfeld? Jesajas Rompler von Lwenhalt? Selbst Berufsgermanisten drften Schwierigkeiten haben, mit Dichter-Namen wie diesen auch nur annhernd konkrete Informationen zu verbinden. An die zwanzig barocke Poeten und Komponisten fhrt Gnter Grass Erzhlung Das Treffen in Telgte auf Umwegen durch das verwstete Deutsche Reich des Dreiigjhrigen Krieges in einem mnsterlndischen Kaff zusammen, wo sie sich die Kpfe hei diskutieren ber die Zukunft der deutschen Sprache, die Fortentwicklung der deutschen Literatur und nicht zuletzt ber die Vereinigung eines politisch, religis und kulturell verfeindeten Landes zu einer deutschen Kulturnation. Fatal wre es, wenn dieses kleine Meisterwerk wegen der historischen Distanz und der scheinbaren Fremdheit der auftretenden Figuren als zu sperrig abgetan und unter der simulierten Gelehrsamkeit des Autors verschttet wrde. Wie bei keinem anderen Grass-Werk steht deshalb hier die Kommentarbedrftigkeit auer Frage. Mit Hilfe des Kommentars, der die Figuren nahebringt, die kulturhistorischen Zusammenhnge erlutert, die Raffinesse des Erzhlers aufzeigt und die Aktualitt der Fragestellungen bewusst macht, wird deutlich werden, dass es hier um mehr geht als ein historisch und geographisch weit abgelegenes Dichter-Treffen und auch um mehr als eine Spiegelung der Gruppe 47, ihrer Sitzungen und ihrer Rituale. Ganz zu schweigen von dem "plaisir du texte", dem "Lesespa", der sich einstellt, sofern man die Mhe nicht scheut, sich auf den "Schreibspa" einzulassen, den ehedem der Autor empfunden hat.