Der Fadenreiche Kokon

Eine spte Liebe steht im Zentrum des Geschehens - zwischen Marianne, Mitte 70, und dem knapp ein Jahrzehnt jngeren Holger. Whrend dieser sich eher distinguiert und konservativ gibt, sprht Marianne vollmundig progressiv - den Dialog provozierend. In der Zeit der Annherung beider lebt sie noch in einer seit ber fnfzig Jahren andauernden Ehe, der Mann ist seit lngerer Zeit Alkoholiker.
Die Leidenschaft, die Marianne und Holger erfasst, will Liebe sein oder werden - Marianne empfindet sie als ein groes Geschenk des Lebens, doch scheint sie oft nicht das Zeug dafr zu haben. Die Vitalitt einer im Alter wiedererwachten Sexualitt lsst die Beteiligten erfinderisch sein, den Mann hinsichtlich gemeinsamer Unternehmungen, die begeisterte Frau in ihren Bemhungen, nackte Furcht zu berwinden, Fremdheit und Befremdung in Nhe zu verwandeln. Unausgesprochenes schreibt sie unzensiert in Tagebuch- oder Briefform nieder, webt derart einen Kokon", dem sie auch Gedichte anvertraut sowie frhere notierte Erlebnisse/Reflexionen, mittels derer sie sich zurck- und vorausspinnt: in die Schulzeit, auf Reisen, den Ehemann mordend; sie lsst an ihrer Stelle auch schon mal Gegenstnde sprechen, wie einen Spiegel oder einen Stringtanga ...

Mariannes Schreiben ventiliert Ereignisse wie Befindlichkeiten, dient aber der Suche nach Verknpfung und Verbindung hier und jetzt, ist niemals Selbstzweck, wie die spannungsreichen Dialoge zeigen. Auch nicht, als dieses Liebeserleben, auf Tod und Leben anspielend wie fast jede Liebe, achterbahnhnliche Zge annimmt und am Ende unspektakulr verloren geht. Und Marianne nicht daran zerbricht, eher gesundet, ihren Humor behlt, bereichert um eine menschlich-weibliche Erfahrung.