Der Modellgedanke im Strafrecht

Modellversuche haben die Entwicklung des Straf-, Strafprozess-, Jugendstraf-, Strafvollzugs- und Sanktionenrechtes wesentlich mitbestimmt. Klaus Hoffmann-Holland unterzieht das kriminalpolitisch bedeutsame Instrument der Modellversuche erstmals einer umfassenden Analyse im Sinne der 'Gesamten Strafrechtswissenschaften'. Dazu fhrt er in einem interdisziplinren Ansatz Kriminologie und Strafrecht, sozialwissenschaftliche Methodologie und juristische Methodenlehre sowie strafrechtsrelevantes Verfassungsrecht zusammen. Er analysiert einzelne Methoden der kriminologischen Forschung in Modellversuchen und beantwortet die umstrittene Frage nach strafrechtlichen Grenzen und Mglichkeiten fr Modellversuche anhand der Vorgaben des Gesetzlichkeitsprinzips, des Schuldprinzips sowie der Schutzfunktionen des Strafrechts. Auf der Grundlage der Analyse zeigt der Autor Spielrume fr Modellversuche im Strafrecht beispielsweise fr Erprobungen von sogenannten Babyklappen oder Manahmen der "harm reduction" im Betubungsmittelstrafrecht (Spritzenvergabe, heroingesttzte Behandlung Opiatabhngiger, Drogeninhaltskontrolle) auf. Zu unterscheiden sind dabei die rechtlichen Mglichkeiten fr Modellversuche auf der Grundlage gesetzlicher Erprobungsklauseln und diejenigen fr Modellversuche durch Praxisinitiativen. Bei letzteren erlaubt eine folgenorientierte teleologische Auslegung die Bercksichtigung sozialwissenschaftlicher Anstze in der Rechtswissenschaft.