Der Reiz des Trivialen

Schon einmal, Ende der sechziger, Anfang der siebziger Jahre, gab es in den Lite raturwissenschaften Stimmen, die eine objektive, nicht wertende Betrachtung der Trivialliteratur einklagten. Es blieb bei der Forderung. Kaum jemand interessierte sich dafr, streng sachlich oder mit positivem Unterton ber Lore-Romane zu schreiben, wenn man doch ber Musils ,,Mann ohne Eigenschaften" vielleicht sogar persnliche Betrachtungen anstellen konnte. Den Antrieb zur Beschftigung mit den Produkten der Unterhaltungsindustrie bildete zwar die Absicht, gegen ein elitres Bildungsverstndnis und jene sthetischen Theorien anzugehen, die zur schnen Literatur einfach eine allein vom klassischen Werturteil diktierte Auswahl rechneten; ein gesteigertes Interesse im Sinne der Literaturkritik, gar eine ausge sprochene Neigung zu den Gegenstnden der Untersuchung, drfte man aber auch in diesen Untersuchungen wohl vergeblich suchen. Mittlerweile, zwanzig Jahre spter, ist es dagegen gerade unter jngeren Intellektuellen in hherem Mae b lich, populre Filme, Stars der Popmusik, Rezeptionsweisen von Femsehserien zum Ausgangspunkt nicht nur grundstzlicher berlegungen zu machen. Allerdings fmdet auch hier eine Beschrnkung auf die bevorzugten Medien der Popkultur statt; selbst Bestseller scheinen nicht vom Ruch der alten, zeitkonsumie renden Lektreform des Buches befreit. Intellektuell wird dadurch die Aussage und die Aussageweise von Pop (der schnelle, direkte sinnliche Reiz, der optische, rhythmische Effekt) noch einmal bersteigert -dies ist zugleich der Gegenstand des vorliegenden Bandes. Bezeichnenderweise war es allein die Bildende Kunst, die dank der Zitierung und Verfremdung von Gebrauchsgegenstnden wie von Signets der populren Kultur einerintellektuellen Nobilitierung trivialer Effekte im Zeichen der Boheme, lange vorgearbeitet hat.