Der traumatisierte Raum

Mit dem Konzept des traumatisierten Raums wird gezeigt, wie die Geschichte der Zerstrung, die das Europa des 20. Jahrhunderts durchzieht, nicht mehr als zeitliche Abfolge, sondern als rumliche Zersprengung gedacht werden muss. Der psychoanalytisch zugespitzte Trauma-Begriff, der durch eine Relektre von Freuds diesbezglich entscheidenden Schriften gewonnen wird, ermglicht es, herkmmliche Raumvorstellungen auf eine andere Topologie hin zu ffnen, mit der das Europa als reale und zugleich phantasmatische KZ-Landschaft in den Blick rckt. Levi, Kertsz und Sebald wissen etwas davon, insofern ihre Texte, jenseits ihres dokumentarischen Werts, zu einer grundstzlichen Verunsicherung der Reprsentationen des Raums der Vernichtung beitragen. Wenn in ihnen die Trope des Inferno eine Rolle spielt, so wird damit nicht mehr auf eine vermeintlich stabile Weltordnung verwiesen, die durch Dantes Commedia garantiert wre. Vielmehr wirft die insistente Wiederkehr des Inferno in den Zeugenschaften ber das Lager die Frage auf, wie es um das Wirken des Traumatischen in Dantes Raumordnung selbst bestellt ist.