Die drei Ringe

Die berhmte Ringparabel aus G. E. Lessings Nathan der Weise hat bis in unsere Gegenwart hinein nichts an ihrer Faszinationskraft und Wirkmacht eingebt. Zahlreiche Versuche, die Ringparabel zu aktualisieren, bezeugen zwar die groe Bedeutung des Textes in der gegenwrtigen Toleranzdebatte, fhren aber zu einer instrumentellen Disqualifizierung der Erzhlung zum feuilletonistischen Gemeinplatz. Auf diese Weise gert nicht nur der komplexe sthetische Rahmen der Parabel in Lessings Dramatischem Gedicht aus dem Blickfeld; es wird auch vergessen, dass die Ringparabel selbst eine lange berlieferungsgeschichte besitzt und dass sie ein ebenso zentrales Erzhlmuster des Toleranz- wie des Intoleranzdiskurses darstellte. Der vorliegende Band mchte gegen die prsentistischen Reduktionen und Missverstndnisse der Ringparabel die literarische Geschichte dieses wirkmchtigen Erzhlmodells rekonstruieren und an diesem Leitfaden entlang eine Archologie des europischen Toleranzgedankens liefern. Erhellt werden zunchst die Transformationen der Parabel von der Antike bis zu Boccaccios Melchisedech-Novelle, um dann auf Lessing einzugehen und dessen Rezeption bis in die Moderne zu verfolgen.