Die Erfindung des Martyriums

Das Christentum kennt den Begriff Martyrium im modernen Wortsinn erst seit dem zweiten Jahrhundert. Katharina Waldner rekonstruiert die historischen Voraussetzungen fr diese christliche Erfindung. Sichtbar wird dabei die kontingente Geschichte einer diskursiven Konstellation, in der die erzhlerische Reprsentation juristischer Verfahren dazu genutzt wird, das Verhltnis zwischen politischer Macht, Wahrheit und Religion zu verhandeln. Im Mittelpunkt des ersten Teils stehen die platonische Darstellung von Prozess und Hinrichtung des Sokrates im Kontext der Religion Athens sowie die Erzhlungen ber religise Konflikte im hellenistischen Juda (Danielbuch, 1. und 2. Makkaberbuch). Vor diesem Hintergrund werden die entsprechenden jdischen und christlichen Texte des ersten und zweiten Jahrhunderts analysiert. Resultat ist nicht nur eine differenziertere Sichtweise auf Praxis und Diskurs des frhen christlichen Martyriums, sondern auch die Geschichte individueller und kollektiver religiser Identitt im Spannungsfeld paganer, jdischer und christlicher Praktiken und Diskurse.