Die Urkunde

Das europische Mittelalter gilt allgemein als Urkundenzeitalter, doch auch in anderen vormodernen Kulturen sind Urkunden zahlreich berliefert. Nahezu berall in der medivistischen Forschung spielen sie eine bedeutende Rolle. Urkunden werden nicht mehr nur als "Textspeicher" gesehen, sondern als Objekte, die in einem rituell definierten und symbolisch deutbaren Kommunikationsgeflecht stehen. Dabei wird dem oft hohen Grad an Bildlichkeit groe Bedeutung zuerkannt. Urkunden dienten der Reprsentation von Rechtsstellung und Rang ihrer Aussteller, aber auch der Selbstdarstellung der Empfngerseite. Als serielle Quellen bieten sie Aufschlsse nicht nur zur Herrschafts- oder Rechtsgeschichte, sondern auch zur vormodernen Sachkultur oder der Ideen-, Mentalitts- und Frmmigkeitsgeschichte. Verstrkte Aufmerksamkeit findet neuerdings die abschriftliche berlieferung, die neue Aufschlsse ber die Nutzung von Schriftlichkeit bietet, da Urkunden auch zu memorialen und historiographischen Zwecken kopiert wurden. Der Band soll sowohl den gewandelten Stand der Diplomatik deutlich machen, als auch die Mglichkeiten aufzeigen, die die Analyse von Urkunden fr Fragestellungen etwa kultur- oder gesellschaftsgeschichtlicher Ausrichtung ermglicht