Die Verboten des Karl-Heinz Baum

Ein alter Mann wird in den Tod getrieben. Durch Worte. hnlichkeiten zu der verlorenen Ehre der Katharina Blum sind unvermeidlich.* Doch die vorliegende Geschichte spielt 40 Jahre spter und die Rolle der Boulevardbltter, die eine Menschenjagd inszenieren, wird von einem Internet-Mob bernommen, der heutzutage ber ganz andere Mglichkeiten verfgt, als die altehrwrdigen Schmuddelbltter des letzten Jahrtausends. Blitzschnell und unaufhaltsam zeigt die Masse, wie persnlich sie trotz Anonymitt werden kann. Aus dem Nichts und wegen einer Nichtigkeit entsteht ein Shitstorm und wird ein Menschenleben zerstrt. Wird an Vernunft oder gar Ehre appelliert, zerfllt die Masse sofort in Individuen die, weiterhin anonym, nicht zu berzeugen sind. Immer ist jemand da, der weitermacht; aus Eigennutz, aus Gleichgltigkeit, aus Bosheit. Wer sich gegen den Sturm zu stellen sucht, droht ebenfalls zu seinem Opfer zu werden. Kollateralschden sind vorprogrammiert. In diesem Fall wird ein alter Mann geopfert, der sich aus mangelnder Erfahrung im Umgang mit sozialen Medien in eine unglckliche Position begibt und damit zum Spielball streitender Interessen wird. Aber es knnte jeden treffen. Von den Qualittsmedien fehlt indes jede Spur. Ihre Relevanz scheint auf dem Rckzug - zu unflexibel, zu langsam zu trge, steckengeblieben im Flussschlamm der Geschichte oder gar aufgesprungen auf den Zug.
Wir erleben die jahrhundertealte Hexenjagd, diesmal ohne Heugabeln und Fackeln, dafr mit Shitstorm, Social Media und Smartphone.
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* Eine Bezugnahme im Werktitel wurde durch die Rechteinhaber an Heinrich Blls Buch Die verlorene Ehre der Katarina Blum untersagt. Gleichwohl bleibt dies Werk auch eine Hommage an den groen Schriftsteller und die Relevanz seiner Gedanken in der heutigen Zeit.