Gesellschaft in der Zerstreuung

Trotz bestehender sozialer, politischer und kultureller Differenzen und trotz der schwierigen Bedingungen im Gebirge unterhalten im frhneuzeitlichen Graubnden ber 50 alpine Talgemeinden zuverlssig ein Miteinander ohne Zentralinstanz und ohne Staat. Ihnen gelingt es, auch angesichts widriger Umstnde - steil aufragender Berge, entlegener Tler, weitrumig gestreuter Siedlungsverbnde, zerstckelter kommunaler Organisationsweisen, sprachlich-kultureller Heterogenitt und komplexer konfessioneller Gemengelage - ein gemeinsames Soziales und Politisches erfolgreich zu organisieren. Sie bilden sogar eine dynamische Einheit und Ordnung aus, und dies ganz ohne bergeordnete Zentralmacht. Diesen auf den ersten Blick paradoxal anmutenden Befund nimmt Sandro Liniger zum Anlass, um nach der Funktionsweise einer Gesellschaft in der Zerstreuung zu fragen: Welche spezifische Logik zeichnet eine solche alternative Form der Organisation des sozialen und politischen Zusammenlebens aus? Und welche Instabilitten und Resistenzen sind ihr zu eigen? Welche Konflikte charakterisieren sie?