Gnostika

Mitteldeutschland, in den 1980er Jahren.

Eine Frau, nicht mehr jung, noch nicht alt, kommt mit dem Schmerz ber den Tod des geliebten Ehemannes in eine Pension, das Haus am See, ein kleiner Dorfgasthof am Rande eines verschilften Gewssers.
Im angrenzenden Dorf verbrachte sie ihre Kindheit, bis sie aus der Diktatur des Bauern, ihres Vaters, in die Stadt entfloh, dort ihre Aufgabe und die sanftere Diktatur des Ehemannes fand. Sie erinnert sich, besucht die Grber der Eltern auf dem Dorffriedhof, aber das sind alles lngst vergangene Geschichten.
Da bringt ihr die ehemalige Magd das Tagebuch ihres Vaters, das sie nie gesehen hatte. Erschttert findet sie eine ganz andere Seite des Bauern, dieses menschliche Wesen kannte sie nicht. Der alte Bauer hielt an seinem Acker fest, nachdem die Produktionsgenossenschaften lngst das Leben der Drfer bestimmten. Gegen alle Widerstnde, Repressalien, bis er aufgab.

Die Wirkung des Romans entsteht durch seine Endzeitstimmung, lange, bevor an ein wirkliches Ende des Systems und des Landes DDR berhaupt zu denken war.

Vielleicht htte aus der Gnostika der Bildungsroman der untergehenden Epoche des sozialistischen Experiments in Deutschland werden knnen, es gelang nicht. Zu DDR-Zeiten lie die Selbstzensur von Lektor und Verlag keine Verffentlichung zu . Als auf der denkwrdigen Vorstandssitzung des Schriftstellerverbandes vom 12. Oktober 1989 die Druckgenehmigungspraxis und damit die Zensur der Literatur unter Bcherminister" Klaus Hpcke offiziell beendet wurde, nahm ein Lektor den Autor Martin Selber beiseite: Jetzt machen wir das Ding!".
Es war zu spt. Es interessierte sich niemand mehr fr das Thema und der Roman wurde bis jetzt nicht verffentlicht.

Die Gnostika ist - im Nachhinein gesehen - keine Art Rechtfertigungsargumentation des sozialistischen Staates", genauso wenig wie sie vordergrndige Kritik an diesem Staat ist. Sie ist Zeitzeugnis, Dokument von Gefhlen und Gedanken, die fr diese Epoche und fr einen