Gold in der europischen Heldensage

Die Kulturgeschichte des frhen Mittelalters ist geprgt durch den Besitz, den Raub, die Zurschaustellung und das Verteilen von Gold. Disziplinenbergreifend ist die Semantisierung von Gold in der Kultur dieser Epoche bislang nicht untersucht. Die hohe kulturelle Bedeutung des Goldes lsst sich an archologischen Funden wie Grabbeigaben oder Schtzen ablesen. Auch die berlieferten Zeugnisse der Heldendichtung zeigen den besonderen Stellenwert des Metalls an: Helden tragen goldene Rstungsgegenstnde, Herrscherinnen sind goldgeschmckt, und der Raub von Gold hat fatale Folgen. Angesichts dieses Befundes wird die Frage nach der kulturellen Bedeutung des Goldes in der europischen Heldendichtung des frhen Mittelalters erstmals gestellt. Der vorliegende Band unternimmt dies im Dialog mit der Archologie und im Rckgriff auf Methoden und Ergebnisse der historischen Narratologie, Anthropologie und Geschichtswissenschaft und stellt die Frage nach der Bedeutung der goldenen Gegenstnde im Kontext der erzhlten Welten der volkssprachigen und lateinischen Literaturen Mittel- und Nordeuropas. Die bersicht ber die hier diskutierten Texte lsst eine Eigentmlichkeit erkennen: Geraubt oder prsentiert oder geschenkt werden Artefakte aus Gold. Im Unterschied zur aus dem archologischen Befund ermittelbaren kulturellen Praxis wird kaum davon erzhlt, dass goldene Gegenstnde geschmolzen, gemahlen und neu verarbeitet werden. Der Wert der in der Literatur imaginierten Gold-Dinge ist nicht nur von ihrem Grundstoff abhngig, sondern mehr noch von der spezifischen Geschichte der Herkunft und Weitergabe des Artefakts.