Jdische Hagiographie im mittelalterlichen Aschkenas

Ein Corpus hagiographisch stilisierter Erzhlungen ber die groen Gelehrten des mittelalterlichen Aschkenas wird am Ausgang des 16. Jahrhunderts fast gleichzeitig in zwei einflureichen Druckwerken greifbar, dem hebrischen Schalschelet haqabbala und dem jiddischen Mayse Bukh. Lucia Raspe verfolgt vier solcher Erzhlungen, in denen sich die beiden berlieferungskreise berhren, in die handschriftliche und die dahinter zu vermutende mndliche berlieferung zurck, sie fragt nach dem eigentlichen Erzhlanla und dem Kontext der ersten Niederschrift. Auf einer breiten Textgrundlage kann sie zeigen, da die Anknpfung traditioneller Erzhlstoffe an bestimmte historische - oder als historisch aufgefate - Figuren einer primr literarischen Dynamik geschuldet ist, in der Martyrologie, Historiographie, Literaturgeschichte, Familienberlieferung und das stets zwiespltige Beispiel der christlichen Heiligenlegende smtlich eine Rolle spielten. Gleichzeitig lassen die stark lokal geprgten Texte ahnen, wie sich die hagiographische berlieferung innerhalb der jeweiligen Gemeinden in Anstzen lokaler jdischer Heiligenverehrung niedergeschlagen haben knnte.