Jeder Brger Soldat

Das polnische Militr war wie kaum eine andere Institution an der Grndung und Ausgestaltung der Zweiten Polnischen Republik beteiligt. Ob und in welchem Mae Staatsbrger, die nicht der polnischen Mehrheitsgesellschaft angehrten, Zugang zu den Streitkrften erhalten sollten, war umstritten. Besonders deutlich trat das Spannungsverhltnis zwischen der allgemeinen Wehrpflicht und dem Nationalisierungsanspruch der Armee im polnisch-jdischen Verhltnis zutage. Es war geprgt von der Gleichzeitigkeit aus Ablehnung und Kooperation, Ausschluss und Inkorporation. Dies spiegelte sich sowohl im militrischen Alltag als auch in der Erinnerungskultur wider. Christhardt Henschel macht diese ebenso vielschichtige wie widersprchliche Beziehung sichtbar. Zugleich zeigt er, dass der Umgang des polnischen Militrs mit seinen jdischen Wehrpflichtigen stellvertretend fr die Minderheitenpolitik der sich nach dem Zerfall der imperialen Vorkriegsordnung konstituierenden Republik steht. Dabei wird der starke Einfluss nationaler Gedchtnisnarrative und normativer Vorstellungen des 19. Jahrhunderts deutlich, die die Aushandlungsprozesse um Fragen der Emanzipation, Gleichberechtigung und nationalen Zugehrigkeit der jdischen Bevlkerung bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges begleitet hat. Auf diese Weise entsteht ein differenziertes Bild des polnisch-jdischen Verhltnisses zwischen 1918 und 1939.