Kiezdeutsch. Ein verfallenes Deutsch?

Studienarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Germanistik - Linguistik, Note: 1,0, Universitt Siegen, Veranstaltung: Kiezdeutsch, Sprache: Deutsch, Abstract: Gegenstand dieser Arbeit soll es sein, eine multiperspektivische Einsicht auf die Verwendung des Kiezdeutschen zu geben. Dabei sollen Einschtzungen der Sprecher selbst, der Medien und der nicht-Sprecher gegenseitig kontrastiert und durch die Vorstellung einiger grammatikalischer Aspekte des Kiezdeutschen sprachwissenschaftlich unterfttert werden. Ein mediales Beispiel soll dazu dienen, Kongruenz und Divergenz zwischen sprachlicher Wirklichkeit und medialer Auffassung zu illustrieren. Es soll sich der Frage genhert werden, ob es sich beim Kiezdeutschen um ein reduziertes und defizitres Deutsch handelt und ob dies der deutschen Standardvariett bedrohlich werden kann.

Seit Mitte der 1990er Jahre ist der Begriff Kiezdeutsch immer mehr in den ffentlich politischen Diskurs gelangt. Doch nicht nur dieser, sondern auch andere Begriffe etablierten sich zur Beschreibung dieses jugendsprachlichen Phnomens, so zum Beispiel der zuerst durch Rosemarie Fglein durch ihre Diplomarbeit Kanak Sprak. Eine ethnolinguistische Untersuchung eines Sprachphnomens im Deutschen geprgte und spter durch Feridun Zaimoglu popularisierte Begriff Kanak Sprak". Kanak Sprak" leitet sich aus der pejorativen Bezeichnung Kanacke" ab, die hnlich wie der englische Begriff nigger" eine ethnische Beleidigung darstellt (vgl. Wiese 2006: 246). Kanacke" bezieht sich dabei hauptschlich auf trkische Migranten der zweiten oder dritten Generation (vgl. Wiese 2009: 783). Die Wahl eines so negativ besetzten Begriffs sollte aber kein Zufall gewesen sein, so beschrieb Zaimoglu das, was er Kanak Sprak" nannte als eine Sprache, die nur Trken verstehen", ein defizitres Gestammel", oder eine verkauderwelschte" Mischung aus Deutsch und Trkisch. Die ffentliche Wahrnehmung seiner Ausfhrungen war dementsprechend negativ behaftet (Dirim/Auer