Kritischer Religionsdiskurs

Smtliche Beitrge dieses Bandes sind in methodischer Hinsicht dem verpflichtet, was man gemeinhin als 'Problemgeschichte' bezeichnet. Darum sind sie nicht eigentlich dogmatisch gestrickt, sondern sollen dieser schwierigen Disziplin vielmehr zu problemgeschichtlicher Tiefenschrfe verhelfen. Dogmatik lebt ja nicht nur von der immanenten Logik der in ihr dargebotenen Aussagenketten, sondern zugleich von der inhaltlichen Plausibilitt der jeweils berhrten Errterungsgegenstnde und Theoriehorizonte. Deren oftmals vergessene Hintergrnde in die Gegenwart einzuholen und kritisch-konstruktiv fruchtbar zu machen, ist unerlsslich - wenn man nicht in die fatale Situation geraten will, entweder das Rad immer wieder neu erfinden zu mssen oder an altbekannten Aporien zu scheitern. Der einzig gangbare Weg einer solchen Klrung ist die Theologiegeschichte (im weitesten Sinne des Worts). Sie hat seit ihrem Entstehen in der Aufklrung eine klar umrissene Aufgabenstellung: Wann, in welchen Zusammenhngen und von wem wurde ein Gedanke erstmals formuliert und - das ist das Wichtigste - mit welchen Argumenten begrndet? Erst von hier aus werden dann auch seine rezeptionsgeschichtlichen Umbildungen oder Erweiterungen in ihrer Verschiedenheit erkennbar. Insofern hat die Kontingenz des Innovativen unmittelbar hermeneutische Konsequenzen. Fr Ulrich Barth ist die Strke problemgeschichtlicher Arbeit in einem Dreifachen zu sehen: Es werden nicht nur fertige Lsungen prsentiert, sondern auch offene Fragen und unerledigte Denkanste verfolgt. Vergangenes wird nicht nur als solches thematisch, sondern zugleich als das, was uns heute noch zu denken gibt. Das eigene intellektuelle Bemhen entkommt seinem urwchsigen Narzissmus, indem es sich einem greren Allgemeinen eingeordnet und ihm gegenber rechenschaftspflichtig wei. Historische und begriffliche Arbeit sind in einzigartiger Weise miteinander verbunden. Mit einem Wort: Es geht um Theologiegeschichte in systematischer Absicht.