Mikrogeschichten der Erinnerungskultur

Die Erinnerungskultur entsteht nicht aus dem Nichts. Sie wird von sozialen Akteuren verhandelt und konstruiert. Anhand des Romans, des Hrspiels und der Fernsehserie Am grnen Strand der Spree (1955-1960), in denen eine Massenerschieung von Juden und Jdinnen in der besetzten Sowjetunion whrend des Zweiten Weltkrieges geschildert wird, untersucht die Autorin die westdeutsche Zirkulation der Erinnerung an den sog. Holocaust by bullets. In drei mikrohistorischen Studien analysiert sie die Akteure, die Wirkung sowie die Materialitt dieser Schilderungen. Dabei geht sie tief ins Detail, um die Mechanismen nachzuzeichnen, die das kulturelle Gedchtnis an die Massenerschieungen in Bewegung bzw. zum Stillstand bringen. Wie war es mglich, dass eine umfangreiche Darstellung eines NS-Verbrechens in der frhen Bundesrepublik erschien und frs Radio und Fernsehen adaptiert wurde? Wieso wurden alle Fassungen von Am grnen Strand der Spree ber Jahrzehnte nur Spezialist/-innen bekannt? Aus welchen Grnden gewinnen der Roman, das Hrspiel und die Fernsehserie allmhlich wieder an Popularitt? Ein Geniestreich, der die gesamte Theoriepalette der Memory Studies und verwandter Theoriefelder zielsicher mit medienhistorischer, archivgesttzter Empirie verbindet. So entsteht ein Juwel von einem Manuskript, fr das sich weder in den Memory Studies noch in der sehr umfangreichen Literatur zur bundesrepublikanischen Vergangenheitsbewltigung ein quivalent finden lsst. (Wulf Kansteiner, Aarhus University) Eine beeindruckende Mikrogeschichte des Medienkomplexes Am grnen Strand der Spree, die neben ihrer Detailflle auch durch ihren berblick ber den Stand der Forschung bzw. aktueller theoretischen Diskussionen sowie durch die eigene Positionierung und Selbstrefl exion zu berzeugen vermag. (Judith Keilbach, Utrecht University)