Nibelungenlied und Nationalgedanke nach Neunzehnhundert. ber den Umgang der Deutschen mit ihrem Nationalepos

"Der Nibelungen Lied knnte die teutsche Ilias werden." So konstatierte der Schweizer Historiker Johannes von Mller bereits 1786. Aus Mangel an Alternativen erkoren die Deutschen auf diese Weise gegen Ende des 18. Jahrhunderts die mittelalterliche Heldendichtung zu ihrem 'Nationalepos', ohne sie in der Folgezeit berhaupt noch einmal konsequent auf ihre Eignung in dieser Hinsicht zu berprfen. In dieser Monographie liefert Susanne Frembs einen berblick ber die Rezeptionsgeschichte des Nibelungenliedes von seiner Wiederentdeckung bis in die Gegenwart und versucht nachzuweisen, wie wenig die zahlreichen bertragungen, Umdichtungen und Neubearbeitungen, ja z.T. sogar die wissenschaftliche Beschftigung mit dem Nibelungenstoff berhaupt noch mit dem mittelhochdeutschen Epos zu tun haben. ber einen weiten Zeitraum der deutschen Geschichte mute das Heldenlied vielmehr dafr herhalten, da die herrschenden gesellschaftlichen und politischen Gruppierungen sich des Nibelungenlieds wie eines Steinbruches bedienten, um jeweils ihre Absichten und Ziele durch einzelne Versatzstcke aus dem Epos untermauern zu knnen. Susanne Frembs setzt sich mit diesem Sachverhalt kritisch auseinander und entlarvt angeblich direkt aus dem Nibelungenlied hergeleitete Aussagen als falsch, indem sie sie unmittelbar am mittelhochdeutschen Urtext berprft. Vor allem die viel zitierte "Nibelungentreue", die seit Beginn des 20. Jahrhunderts immer wieder beschworen wurde, wird in diesem Zusammenhang eingehend beleuchtet. Immer wieder wird in der Auseinandersetzung mit der Rezeptionsgeschichte der mittelalterlichen Heldendichtung deutlich, welche Schwierigkeiten damit verbunden sind, sich eine Dichtung, welche vom Untergang eines Volkes handelt, zum Nationalepos zu erwhlen. Die Autorin: Susanne Frembs, Jahrgang 1975, studierte Germanistik und Geschichte in Frankfurt am Main. Whrend ihr Studienschwerpunkt im Bereich Germanistik in der lteren Deutschen Literaturwissenschaft, insbesondere in der Auseinandersetzung mit dem Nibelungenlied, lag, beschftigte sie sich im Studienfach Geschichte vertiefend mit dem Zeitraum von der Grndung des Deutschen Kaiserreiches 1871 bis zum Niedergang der Weimarer Republik. In dieser Monographie sind beide Studienschwerpunkte durch die Auseinandersetzung mit der Rezeptionsgeschichte des Nibelungenliedes von seiner Wiederentdeckung bis zur Gegenwart verbunden.