Nichts

Dstere Geschichten

Wir alle kennen Menschen, die selbst dann gelassen bleiben, wenn ihnen der Arm abgerissen wurde. Den Tod eines sehr nahen Menschen still hinnehmen, der allerschlimmsten Gewalterfahrung wie einem gewhnlichen Ereignis begegnen ... Vielmehr, von denen wir denken, dass sie so sind, weil wir uns vom ueren Schein irrefhren lassen ... Mglich, dass sie imstande sind, die Ereignisse durch ihren Verstand zu filtern oder aber dem Leben gegenber einen Mechanismus zum Ertragen entwickelt haben. Daher rhrt ihre Haltung wohl, auch wenn in ihrem Inneren Strme wten ... An diesen Menschenschlag lassen mich Merih Gnays Kurzgeschichten denken, weil sie diese Gefasstheit auf eine merkwrdige Art auch auf den Leser bertragen. Gnay nimmt den Leser bei der Hand, ja er hakt sich beim Gehen bei ihm unter und raunt ihm zu: "Du, Leser! Bleib gelassen, das Leben ist zu hart, als dass es sich lohnte, sich seinetwegen zu empren".

Elif Trklmez / Literaturzeitschrift Notos

Scheinbar belanglose, gewhnliche Begebenheiten bergen oft heftige Strme in sich. Von auen kaum erkennbar, aber von innen her ziehen sie uns den Boden unter den Fen weg, zerreien sie uns in Stcke. Gnays Geschichten sind ein Beweis dessen, wie diese kleinen Funken zu groen Flchenbrnden werden knnen. Und dies gelingt ihm ohne geschraubte Sprache. Ganz einfach, in einer schlichten Sprache holt er aus den scheinbar banalen Begebenheiten die ihnen innewohnende Bedeutsamkeit hervor. Verblffend knnte man sagen, aber das trifft es nicht ganz, voller Spannung, nein, auch das trifft es nicht, surreal schon gar nicht... Aber eine Fiktion, die all das und doch nichts davon enthlt und dazu auergewhnliche Momente menschlicher Zustnde, die uns aufwhlen ...

Altay ktem / Schriftsteller