Orthodoxe Bruderschaften im russischen Norden Ende des 19. - Anfang des 20. Jahrhunderts.

Die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert war eine schwierige und kontroverse Zeit fr die russisch-orthodoxe Kirche. Da sie seit den Reformen Peters des Groen dem Staat untergeordnet war, verlor sie in den Augen der ffentlichen Meinung zunehmend an Autoritt. Die Intelligenzia, die zu westlichen Entwicklungswegen tendierte, sah darin ein Relikt der Antike und eine Sttze der Autokratie. Das einfache Volk verlor den Glauben an den Klerus, da es in ihm keine Tugend, sondern Laster sah. Unter diesen Bedingungen bestand die einzige Mglichkeit, die Rolle der Kirche in der Gesellschaft zu strken, darin, sie in die sich verndernde Welt der Modernisierungsra Russlands zu integrieren. Eine Mglichkeit, dies zu tun, war die Organisation orthodoxer Bruderschaften, eine besondere Form des Zusammenwirkens von Klerus und Laien fr karitative, erzieherische und missionarische Zwecke. In diesem Buch wird die Ttigkeit der Bruderschaften am Beispiel einer bestimmten Region betrachtet - dem europischen Norden Russlands, wo die Geschichte der Orthodoxie und des alten Glaubens, die Geschichte der Interaktion verschiedener Vlker, Kulturen und Religionen eng miteinander verwoben sind.