Radiografie der kollektiven Gewaltttigkeit

In diesem Buch der Friedens- und Konfliktforschung werden Kriege und Demozide als Ausfhrungsformen kollektiver Gewaltttigkeit" einer zusammenhngenden Betrachtung unterzogen. Mit statistischen Auswertungen wird die in der Monographie Back to Ptolemaism - To Protect the Human Individual from Abuses of Social Constructs" dargelegte These untermauert, dass Sozialkonstrukte, allen voran die Staaten, die als lebende soziale Organismen ihre Selbstoptimierung bisweilen mit dem Leiden und Verderben von Individuen betreiben, als die ultimativen Betreiber und Akteure kollektiver Gewaltttigkeit zu betrachten sind und nicht die jeweiligen Funktionstrger. Eine Anlage des Werks enthlt als Beleg die Auflistung von ber 5.400 gewaltttig ausgetragenen Konflikten der Geschichte (der Abriss ihrer Hauptursachen, Verlufe und Folgen ist in der Weltchronik der Kriege und Demozide" enthalten) und von ca. 10.000 Ausfhrungsereignissen (Schlachten, Belagerungen, Pogrome) dieser Konflikte, die weltweit bis zum Jahre 2000 stattgefunden haben. Die statistische Auswertung dieser Auflistung ergibt das erstaunliche Ergebnis, dass das Verhltnis der Anzahl der Gewaltttigkeitsereignisse zur mittleren Weltbevlkerung des jeweiligen Jahrhunderts im Laufe der Geschichte bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts konstant geblieben ist. Dies deutet darauf hin, dass der auf die territorialen Sozialkonstrukte einwirkende demographische Druck die Hauptursache der Kollektivgewaltttigkeit der Vergangenheit gewesen ist, was durch eine weitere statistische Auswertung der Motivationen der Konflikte besttigt wird, aus der sich ergibt, dass zwei Drittel aller Konflikte der Vergangenheit die Herrschaft ber ein Territorium und deren Ressourcen zum Gegenstand gehabt hat. Dem geht der Vorschlag einer Kategorisierung der kollektiver Gewaltttigkeit in vier Motivationstypen voran: Prdation/Retorsion, territoriale Herrschaft, Hierarchie/Konstitution, Allophobie.Der Umstand, dass die Hufigkeit der Gewaltttigkeitsereignisse seit dem Ende des 2. Weltkriegs auf einen Bruchteil des historischen Mittels gefallen ist, kann als Erfolg nicht nur der pax atomica" sondern vor allem der ptolemischen Rckwendung" der globalen Zivilgesellschaft gewertet werden, die das Wohl des Individuums ber jeden Selbstoptimierungsdrang der Sozialkonstrukte in den Mittelpunkt stellt.In speziellen Kapiteln werden die Kollektivgewaltttigkeit frdernden und hemmenden Aspekte von Religionen, Ideologien, wissenschaftlichen Theorien und Verfassungsformen besprochen. Ein weiteres Kapitel gibt einen umfassenden berblick ber die bisher getroffenen internationalen Vereinbarungen zur Eindmmung von Kollektivgewaltttigkeit und der Minderung ihrer Auswirkungen, darunter die der Pnalisierung bzw. Konfliktvermeidung.Vittorio Ferretti, 1941 in Genua geboren, von deutscher Mutter und italienischem Vater. Nach humanistischem Abitur in Sdtirol und Studium der Technischen Physik in Mnchen, vier Jahrzehnte lang im internationale...