Rechtsmissbrauch als Paradoxie

Aus juristischer Sicht ist Rechtsmissbrauch eine lstige Randfigur, die ausnahmsweise eine Korrektur des Rechts im Einzelfall ermglicht. Distanziert man sich vom binren Rechtscode, so wird ein viel tiefer liegendes Problem sichtbar: Rechtsmissbrauch ist der Wiedereintritt (re-entry) der Unterscheidung Recht/Unrecht in sich selbst. Das Rechtssystem kann das Paradoxieproblem nur um den Preis negativer Selbstreferenz lsen, und dies fhrt auf Antinomien im System zurck. Fallstudien zum Zivilrecht, Europarecht und Kartellrecht zeigen, dass die Figur des Rechtsmissbrauchs eine Rolle spielt, wenn sich Berechtigte widersprchlich verhalten. Darunter fallen inkonsistente Selbstdarstellungen ebenso wie das gleichzeitige Nutzen und Unterlaufen von Mglichkeitsbedingungen.