Reform statt Reformation

Christoph Volkmar untersucht die Zeit der lutherischen Reformation und hinterfragt dabei drei wichtige Erzhltraditionen der Reformationsgeschichte: die Rolle der Frsten als Frderer der Reformation, das Schicksal der sptmittelalterlichen Reformversuche und die Einordnung einer Schlsselfigur der Zeit. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht Herzog Georg von Sachsen (1471-1539). Dieser gilt als schrfster Gegner Luthers unter den deutschen Frsten. Um seine Rolle neu zu verstehen, betrachtet der Autor die Genese seiner Politik in den Jahrzehnten vor der Reformation. Welchen Einflu konnten weltliche Landesherren bereits am Ausgang des Mittelalters auf die Kirche in ihren Territorien ausben und inwiefern wurden sie zu Frderern kirchlicher Erneuerung? Anschlieend zeichnet Christoph Volkmar die Versuche Georgs nach, mit den Machtmitteln des Kirchenregiments die Reformation zu verhindern. Damit wird ein zentrales Erfolgsmodell der Reformation ins Gegenteil verkehrt. Tatschlich gelang es dem schsischen Herzog, die Evangelische Bewegung in seinem Territorium einzudmmen und gleichzeitig eine altglubige Erneuerung nach der Formel 'Reform statt Reformation' voranzutreiben. Von ganz unerwarteter Seite wird so die zentrale Bedeutung der Frsten fr den Erfolg der Reformation erneut herausgestellt. Nicht fernab von Wittenberg, sondern mitten im 'Mutterland der Reformation' werden dabei die Anfnge von katholischer Reform und Gegenreformation sichtbar, die als Alternativen auch in jenem Umfeld prsent blieben, in dem die Reformation zu weltgeschichtlicher Bedeutung emporstieg.