Schattenrisse

Vorwort: Das Erinnerungsbuch an meine Tätigkeit im auswärtigen Dienst derDDR Für Honecker auf glattem Parkett hat eine recht große Resonanz gefunden.Verständlicherweise keine einheitliche. Viele Leser sahen eigene Erfahrungenbestätigt; andere meinten, die Entwicklung sei zu unkritisch dargestellt;wieder andere hielten die Kritik für überzogen, sahen ihre eigene Lebensleistunggeschmälert, das eigene Nest beschmutzt. Auf zahlreichen Lesungen wurdeich immer wieder mit Fragen nach den Ursachen des so schnellen Zusammenbruchsüberschüttet. Ich müsse es doch wissen, hieß es da, ich sei doch nahe drangewesen. Nun war ich zwar nicht nahe dran, sondern meist draußen, in anderenLändern. Doch die Frage blieb und quälte. War es in erster Linie das Wirkendes bösen Feindes, waren es vielleicht die Aktivitäten der CIA, die dasScheitern einer großen Idee verursacht haben, oder waren es hausgemachteTorheiten, sytem-immanente Konstruktionsfehler, die dazu führten, daß eineJahrhundertchance vertan wurde? Vielleicht hilft das Vergrößerungsglasder Satire, dem Problem beizukommen. Auch auf die Gefahr hin, daß manchemLeser das Lachen im Hals stecken bleibt. Die Handlung des Buches ist freierfunden. Eine Deutsche Volksrepublik hat es nie gegeben. Die DDR gibtzwar den Schauplatz ab, aber die geschilderten Ereignisse könnten sichauch in einem der anderen Länder des sozialistischen Lagers zugetragenhaben. Denn die Ursachen des Scheiterns waren im wesentlichen überall gleich.Keine der auftretenden Personen ist mit Politikern der Zeitgeschichte identisch.Es ist deshalb müßig, Ähnlichkeiten zu suchen. Horst Grunert