Schreibarbeit

Wie wurden rzte im 19. Jahrhundert, vor der Einfhrung der Bakteriologie und damit vor dem Beginn der "modernen Medizin", zu unentbehrlichen Experten? Und welche Rolle spielte dabei die rztliche Schreibarbeit? Der Bieler Arzt und Politiker Csar Bloesch (1804-1863) hat 55 Journalbnde hinterlassen. Konsultationen, Zeugnisse, Gutachten und Impftabellen, aber auch Beobachtungen des Wetters und des Gesundheitszustands der Bevlkerung sind darin abgelegt. Anhand dieser Schreibformate zeigt Lina Gafner, wie die rztliche Buchfhrung in den Kontext politischer Konflikte, standespolitischer Interessen, wissenschaftlicher Kontroversen und brgerlich-mnnlichen Selbstverstndnisses zu stellen ist. Dadurch wird erstmals deutlich, wie rztliches Denken und rztliche Praxis im 19. Jahrhundert von den Ansprchen des modernen Verwaltungsstaates geprgt wurden und wie sich die rzte ber ihre Schreibarbeit einen zentralen Platz in Staat und Gesellschaft erarbeiteten.