Selbststigmatisierung und Charisma christlicher Heiliger der Sptantike

Gtz Hartmann untersucht christliche Asketen der Sptantike, die bereits zu Lebzeiten als 'Heilige' galten. Nach der berzeugung ihrer Zeitgenossen hatten sie durch selbst auferlegte Entbehrungen und Leiden die Gabe erworben, Wunder zu tun, konnten also mit der Zustimmung Gottes Ereignisse eintreten lassen, die den gewohnten Ablauf der Dinge in spektakulrer, unerforschlich scheinender Weise durchbrachen. Eine Autoritt, wie sie die zeitgenssischen Quellen als typisch fr die heiligen Asketen der Sptantike schildern, wird in den Sozialwissenschaften seit Max Weber als 'Charisma' bestimmt. In Weiterfhrung der Weberschen Anstze ist die soziologische Charismaforschung vor allem in den letzten drei Jahrzehnten zu einer Reihe bemerkenswerter Einsichten gelangt. Sie betreffen insbesondere den Zusammenhang zwischen der Entstehung charismatischer Autoritt und jenem breiten Spektrum von 'selbststigmatisierenden' Enthaltungs- und Verweigerungshandlungen gegenber den Werten, Normen und Bindungen einer Gesellschaft, in dem nicht allein der christliche Kulturkreis die Idee des 'Der-Welt-Absterbens' wiedererkennt. In der theoretischen Ausrichtung diesen jngeren sozialwissenschaftlichen Perspektiven verpflichtet, analysiert der Autor das Phnomen asketisch begrndeter Heiligkeit in der Sptantike als spezifisch christliche Spielart charismatischer Autoritt. Schwerpunkte sind die wechselseitige Entsprechung von autostigmativen Voraussetzungen und 'thaumaturgischen' Wirkmglichkeiten des Asketencharismas, die Entstehung von Klstern auf dem Weg seiner 'Veralltglichung' und Institutionalisierung, das Zusammenspiel von Charisma und Hagiografie sowie der Rollencharakter asketisch begrndeter christlicher Heiligkeit.