Siebenunddreissigste Versammlung abgehalten zu Lbeck-Travemnde vom 24. bis 28. September 1968

1. Die Verwendung von Ovulationshemmern in der rztlichen Praxis fordert neben genauer Kenntnis der pharmakodynamischen und psycho logischen Wirkungen und Nebenwirkungen den Arzt zu einer Stellung nahme und Entscheidung in ethischen Fragen heraus. 2. Der Arzt, der aus weltanschaulichen Grnden die Verordnung von Ovulationshemmern verweigert, ohne die philosophischen und theologi schen Hintergrnde seiner Haltung genauer untersucht zu haben, ver fehlt seine rztliche Aufgabe ebenso wie der Arzt, der Ovulationshemmer ohne genaue Sachkenntnis der oben genannten drei Erfahrungsbereiche leichtfertig verabfolgt. 3. Die Grnde der Moraltheologie, die zur Ablehnung der Ovulations hemmer fhrten, wurzeln in der Vermischung von antikem, teils mytho logischem Gedankengut mit einer von der Eschatologie her geprgten Religisitt der Urgemeinde. Die Reglementierung des Geschlechts lebens auf dieser Basis beruht demnach auf ideologisch berfremdetem christlichem Gedankengut. Eine zeitgeme theologische Ethik mu frei sein von jeglicher Diffamierung des menschlichen Sexualtriebes. 4. Eine antikonzeptionelle Methode kann weder sittlich gut noch sittlich bse sein. Auf keinen Fall aber kann die eine Methode (Knaus Ogino) sittlich gut und die andere sittlich schlecht sein, denn in ihrer Intentionalitt, die letzten Endes fr den Akt sittlichen Handeins ent scheidend ist, sind sie alle gleich. 5. Ethische Normen fr rztliches Handeln knnen nicht aus ontischen Strukturen abgelesen werden, sondern nur aus der perichoren Verflochtenheit der pathischen Kategorie mit der ontischen, wie es V. v. WEIZSCKER in seiner medizinischen Anthropologie darzustellen versuchte.