Staatskirchenrecht oder Religionsverfassungsrecht?

Kulturelle Diversifizierung ist ein Kennzeichen moderner Gesellschaften. Wie das ffentliche Recht auf die damit verbundenen Herausforderungen fr das Thema 'Religion' reagieren soll, ist derzeit Gegenstand einer lebhaften wissenschaftlichen Debatte, die unter den Stichworten 'Staatskirchenrecht' und 'Religionsverfassungsrecht' gefhrt wird. Whrend ersterer vornehmlich am institutionellen Verhltnis zwischen Staat und verfassten Religionsgemeinschaften orientiert ist, versucht letzterer die gemeinschaftsbezogenen Aspekte von Religion auch ber das Grundrecht der Religionsfreiheit zu sichern. Dieser Band dokumentiert die Kontroverse zwischen Vertretern dieser beiden Anstze. Dabei werden unterschiedliche dogmatische Konzeptionen bei der Zuordnung von Religion und ffentlicher Gewalt herausgearbeitet. Im Zentrum stehen vor allem drei Fragenkreise: Erstens: Wird Religion durch das Grundgesetz im letzten vom Individuum her und damit grundrechtlich in den Blick genommen oder stehen gleichbedeutend daneben besondere institutionelle Arrangements mit eigener Sachlogik? Zweitens: Welchen Raum lsst die religis-weltanschauliche Neutralitt des Staates unter Bedingungen religiser Pluralitt fr Differenzierungen zwischen Religionen? Verlangt sie nicht Paritt in Form religiser Nichtdiskriminierung sowie umfassender und effektiver Gleichbehandlung? Gengt der rechtliche Status quo diesen Anforderungen? Und schlielich: Stellt das Christentum eine besondere verfassungskulturelle Voraussetzung fr den skularen, freiheitlichen Verfassungsstaat dar? Bezieht das Staatskirchenrecht hieraus eine besondere Legitimitt? Wenn dem so ist: in welchem Mae vermgen nichtchristliche Religionen sozialproduktive Krfte in einer modernen Gesellschaft zu entfalten?