Theorie der auswrtigen Politik

Unter den Fragen, die im ffentlichen Denken von heute an die Ober flche drngen, ist die nach der Moral der politischen Macht eine der hufig sten und bedrckendsten. Im Gesprch von Regierung zu Regierung wird das Hervorkehren der Macht, von gelegentlichen Ausbrchen abgesehen, mit fhlbarer Scheu vermieden und lieber der Wille zum Nichtgebrauch, ja der Wunsch nach Verminderung der Macht aller Mchte durch Abrstung her vorgehoben. In der Tagespublizistik braucht man sich nur des Schrecks vor der "Politik der Strke" in weiten Kreisen und der Verwendung des Wortes in der feindlichen Propaganda zu erinnern, um zu spren, wie das Phantom der Macht als des bsesten unter den bsen Geistern berall umgeht. Eine Rundfrage bei den Autoren, die als Historiker, Soziologen, Ethiker, reflek tierende Staatsmnner zum Phnomen der Macht Stellung nehmen, wrde etwa folgende Auffassungen ergeben: Politische Macht ist ihrem Wesen nach gottwidrig und also bse; politische Macht ist nicht an sich bse, verfhrt aber zu korruptem und bsem Gebrauch; politische Macht kann bis zu einem gewissen Grad gut sein, im Existenzkampf ist sie berall skrupellos und scheut kein Mittel; politische Macht wre gut in vlliger Selbstlosigkeit zum Wohle anderer, wonach sie, ohne das Ideal freilich je zu erreichen, immer hin streben sollte.