Vorlagepflichten und Beweisvereitelung im deutschen und franzsischen Zivilprozess

Traditionell verfhrt die Zivilprozessordnung bei der Mitwirkungspflicht der nicht beweisbelasteten Prozesspartei und Dritter eher zurckhaltend. Zwar hat die ZPO-Reform von 2001 Erweiterungen gebracht. Jedoch hat das franzsische Recht eine vergleichbare Zielsetzung mit der Einfhrung einer allgemeinen Mitwirkungspflicht schon vor einiger Zeit und ungleich energischer verfolgt. Daniel Adloff greift die aktuellen Praxiserfahrungen mit den reformierten Vorlagepflichten auf und vergleicht diese mit dem in Frankreich geltenden Standard. Anhand einer theoretischen Grundlegung prft er zunchst die Vereinbarkeit von Mitwirkungspflichten mit den klassischen Prozessmaximen. Anschlieend untersucht er rechtsvergleichend Voraussetzungen und Reichweite der Pflicht zur Vorlage von Beweismitteln. Spezielles Augenmerk legt er auf die Frage, wie die Gerichte reagieren knnen, wenn Beweismittel untergehen, willkrlich zurckgehalten oder vernichtet werden. Einige Besonderheiten gelten bei vorprozessualen Beweisaufnahmen und im gewerblichen Rechtsschutz. Schlielich errtert Daniel Adloff den zunehmenden Einfluss internationaler Modellprojekte und Regelwerke. Die Wahrheitsfindung muss als notwendige Voraussetzung fr die Verwirklichung des Rechts hohen Stellenwert genieen. Einschrnkungen sollten nur insoweit gelten, als die Parteien sie bereinstimmend wnschen oder bergeordnete Interessen eines Beteiligten sie erfordern. Dabei zeigt sich, dass das deutsche Modell in seiner Wirksamkeit nicht hinter dem franzsischen Recht zurckbleibt, durch seine Unbersichtlichkeit und teilweise Widersprchlichkeit aber Reibungsverluste erleidet.