Weie Flamme

Klassiker aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, , - Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Erstmalig erschienen 1895. Auszug: Und so hatte er denn mitten im Semester den Wirthsleuten das Zimmer kndigen und umziehen mssen. Es war ihm zwar fast aus Herz gewachsen, das Stbchen mit dem weiten Blick ber die Stadt hinweg, nach dem schnen, farbenwechselnden tliberg drben, aber im Sommer galt es ja ohnehin die Lden zu verschlieen, weil ihm den ganzen Tag die Sonne auf das einzige Fenster brannte. Und dazu der ewige Streit zwischen den Eheleuten, die sich mit jedem Monat schlechter vertrugen - er war froh, als er seinen Trieb, alles beim alten zu lassen, damit es ginge, wie es Gott gefiele, endlich berwunden und die nderung getroffen hatte.
Das war nun freilich ein anderes Haus, in das ihn der Zufall gefhrt. Ein altes vornehmes, weitlufig gebautes Haus mit groen getfelten Stuben und niedrigen Balkendecken, mit steingepflastertem hallendem Hausflur, khl und sonnenlos, mit verrucherten lgemlden an den Treppenaufgngen, eingemauerten Wappenschildern und glnzenden Messingschlssern an den Thren. Nicht ein einziger Student wohnte darin, sondern lauter solide, wohlhbige Vollbrger, die ihren guten Wein im Keller hatten und um zehn Uhr zu Bette gingen; Mnner mir ehrfurchterweckenden Uhrketten auf Sammtwesten und Kotelettbrten, Leute, die wenig Mgde hielten, weil ihre Frauen sonst nichts zu thun gewut htten - ein stilles, reserviert blickendes Haus, das sich etwas darauf zu gute that, nicht modern zu sein, weil modern ihm soviel wie leichtfertig und armschluckerhaft bedeutete.

[...]