Zwischen Taktstock und Hrsaal

Im traditionellen Fcherkanon der Tbinger Alma Mater war er nicht vorgesehen: der Universittsmusikdirektor. Doch schon der erste akademische Musiklehrer Friedrich Silcher gestaltete in ber 40 Dienstjahren seine Stelle zu einem mit Ansehen und vielfltigsten Pflichten versehenen Amt, das von der Hochschule und aus der Stadt nicht mehr wegzudenken war. Schon bei ihm wurde die der Stelle immanente Polaritt deutlich - die Ttigkeit als Praktiker und als Theoretiker -, die erst 1952 zur Trennung von Praxis und Wissenschaft und zur Errichtung eines Lehrstuhls fr Musikwissenschaft fhrte. Auf der Basis ausgiebiger Quellenstudien stellt Rothmund-Gaul unter dem institutionsgeschichtlichen Ansatz das Werden des Faches Musikwissenschaft - exemplifiziert an der Universitt Tbingen - dar. Da unter den Bewerbern viele berhmte Musikwissenschaftler wie Musiker waren, zeigt einerseits, welche Anziehungskraft das Amt eines Universittsmusikdirektors hatte, und macht andererseits deutlich, wie sehr musikalische Praxis und musikwissenschaftliches Arbeiten noch bis in die Mitte unseres Jahrhunderts verbunden waren.