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Was heute zu beklagen ist, ist die Distanz, die zwischen der Philosophie und dem Leben besteht. Das Sokratische Gesprch in der heutigen Form hat zum Ziel, diese Distanz zu verringern. Das Ziel ist demnach ein pragmatisches: die enge Anbindung der Theorie an die Praxis und umgekehrt. Darauf werde ich im zweiten Kapitel bei der Behandlung des Erfahrungsprozesses im So kratischen Gesprch ausfhrlicher eingehen. Ziel bei der Durchfhrung von Sokratischen Gesprchen ist die Klrung von Begriffen, die jeder Mensch im Alltag gebraucht, ohne sich darber Re chenschaft zu geben. Sokrates nannte diese unbedacht gebrauchten Begriffe "Windeier". Die im Sokratischen Gesprch neubestimmten Begriffe sind Mastbe fr die Analyse realer Verhltnisse. Diese Mastbe knnen mehr Sicherheit bei alltglichen Einschtzungen geben und ein besseres Zurecht finden im Alltag ermglichen. Neben der sachlich-explikativen Klrung eines Begriffs hatte der sokrati sch-platonische Dialog ein weiteres Ziel, das ich im ersten Abschnitt des er sten Kapitels ausfhrlicher behandeln werde: Whrend die Sophisten - wie es Sokrates im Dialog "Gorgias" vorfhrte - ihre eigene Meinung durchzuset zen strebten, indem sie geschickt redeten und berredeten, kam es Sokrates auf die Bildung einer moralischen Haltung im theoretischen Dialog an. Die Menschen sollten fhig werden, mit anderen zu kommunizieren und ihre ei gene Meinung zu korrigieren. Kurz: Die Kommunikationskultur sollte ver bessert werden. Dialogprinzip war die Anerkennung der Gleichwertigkeit und das Ernstnehmen aller Gesprchspartner. In den Sokratischen Dialogen der Antike, an die Leonard Nelson 1922 anschliet, kamen demnach prakti sche und theoretische Intentionen zur Deckung.
- Illustratör: Mit Abb
- Format: Pocket/Paperback
- ISBN: 9783810011527
- Språk: Tyska
- Antal sidor: 137
- Utgivningsdatum: 1994-01-01
- Förlag: VS Verlag fur Sozialwissenschaften