Deutsche Staatsangehoerigkeit im Wandel

Wissenschaftlicher Aufsatz aus dem Jahr 2012 im Fachbereich Jura - ffentliches Recht / Staatsrecht / Grundrechte, Note: keine, Bayerische Julius-Maximilians-Universitt Wrzburg (Lehrstuhl fr Vlkerrecht), Veranstaltung: Doktorandenseminar, Sprache: Deutsch, Abstract: Niemand kann zwei Staatsangehrigkeiten besitzen, wie auch niemand zwei Mtter haben kann." Dies betonte der franzsische Autor Andr Weiss im Jahre 1907 auf die Frage, ob die Zulssigkeit von Mehrstaatigkeit wnschenswert sei. Das Zitat hat einen hohen Aussagewert bezglich Herkunft, Zeitgebundenheit und Sinngebung des Rechtsinstituts Staatsangehrigkeit" und schliet mit ein, dass der Staatsbrger Angehriger eines souvernen, omnikompetenten Staates mit einer speziellen Bindung ist. Ein Band wechselseitiger Treue schweit nach traditioneller Auffassung einen Staat und seinen Brger zusammen. Staatsangehrigkeit als Rechtsinstitut ist ein Wesensmerkmal moderner Staatlichkeit, weil damit das Substrat der Personalhoheit des Staates (im Sinne der Drei-Elemente-Lehre von Georg Jellinek) definiert wird - manchmal weniger, manchmal mehr ideologisch, wie u.a. die nationalsozialistische Auslegung der Staatsangehrigkeit zeigt. Sie gehrt zu den besonders sensiblen Elementen der traditionellen Staatlichkeit und erlaubt eine eindeutige Zuordnung jedes Menschen zu seinem politischen Verband. Die Staatsangehrigkeit ist die formale Voraussetzung der vollen Wahrnehmung seiner jeweiligen staatsbrgerlichen Rechte und Pflichten. Zunehmende (Arbeitnehmer-)Freizgigkeit, internationale Wanderungsbewegungen in global offenen Mrkten (sei es durch Familiennachzug von Gastarbeitern, sei es durch Flchtlingsstrme wie aktuell von Afrika nach Europa) sowie die anhaltende Europisierung setzen indes vernderte Bedingungen, mit denen die Starrheit klassischer Zuordnungsmodelle mit Blick auf tragende Verfassungsgrundstze wie materielle Gleichheit, effektive Freiheit, Menschenwrde und Demokratie in Konflikt gert.