Die Zukunft einer Illusion

"Wenn man eine ganze Weile innerhalb einer bestimmten Kultur gelebt und sich oft darum bemht hat, zu erforschen, wie ihre Ursprnge und der Weg ihrer Entwicklung waren, versprt man auch einmal die Versuchung, den Blick nach der anderen Richtung zu wenden und die Frage zu stellen, welches fernere Schicksal dieser Kultur bevorsteht und welche Wandlungen durchzumachen ihr bestimmt ist. Man wird aber bald merken, da eine solche Untersuchung von vornherein durch mehrere Momente entwertet wird. Vor allem dadurch, da es nur wenige Personen gibt, die das menschliche Getriebe in all seinen Ausbreitungen berschauen knnen. Fr die meisten ist Beschrnkung auf ein einzelnes oder wenige Gebiete notwendig geworden; je weniger aber einer vom Vergangenen und Gegenwrtigen wei, desto unsicherer mu sein Urteil ber das Zuknftige ausfallen. Ferner darum, weil gerade bei diesem Urteil die subjektiven Erwartungen des Einzelnen eine schwer abzuschtzende Rolle spielen; diese zeigen sich aber abhngig von rein persnlichen Momenten seiner eigenen Erfahrung, seiner mehr oder minder hoffnungsvollen Einstellung zum Leben, wie sie ihm durch Temperament, Erfolg oder Mierfolg vorgeschrieben worden ist. Endlich kommt die merkwrdige Tatsache zur Wirkung, da die Menschen im allgemeinen ihre Gegenwart wie naiv erleben, ohne deren Inhalte wrdigen zu knnen; sie mssen erst Distanz zu ihr gewinnen, d.h. die Gegenwart mu zur Vergangenheit geworden sein, wenn man aus ihr Anhaltspunkte zur Beurteilung des Zuknftigen gewinnen soll." [...]

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Das vorliegende Buch ist ein unvernderter Nachdruck der historischen Originalausgabe von 1928.