Ein geschichtlicher Abriss des kontinentaleuropischen Zivilprozesses in ausgewhlten Kapiteln

Wenn sich Theoretiker und Praktiker des Zivilprozessrechts aus verschiedenen europischen Nationen ohne groe Mhe fachlich verstndigen knnen, so geht dies auf das gemeinsame Erbe im gelehrten Prozessrecht des Mittelalters zurck, das wiederum auf dem rmischen Recht aufbaut. Aus Texten unterschiedlichster Herkunft und Natur entstanden ber mehrere Entwicklungsstufen allmhlich vier Verfahrensordnungen (Legisaktionenverfahren, Formularprozess, klassischer Kognitionsprozess, Verfahren in nachklassischer Zeit), deren Verstndnis fr das heutige Zivilprozessrecht in Europa entscheidend ist. Knut Wolfgang Nrr behandelt tragende Rechtsinstitute und Verfahrensgrundstze in bedeutenden Varianten dieser Prozessordnungen der europischen Geschichte. Behandelt werden das rmische Formularverfahren, der romanisch-kanonische Prozess, die preuisch-friderizianische Gesetzgebung, der franzsische Code de Procdure civile, die Genfer Loi sur la Procdure civile von 1819 mit ihrem Verfasser Bellot, die Prozessrechtswissenschaft im 19. Jahrhundert, die Reichszivilprozessordnung von 1877 sowie die sterreichische Zivilprozessordnung von 1895 mit ihrem Verfasser Franz Klein. Im Einzelnen geht es um Probleme, die in der deutschen und italienischen Prozessrechtswissenschaft unter dem Stichwort der Prozessmaximen behandelt werden, insbesondere das Spannungsverhltnis von Verhandlungs- und Untersuchungsmaxime sowie Dispositions- und Offizialmaxime. Was die Rechtsmittel angeht, handelt es sich insbesondere um die Frage, ob es in der zweiten Instanz nur um Rechtsfragen geht oder ob auch die Tatsachenseite neu verhandelt wird. Die vergleichende Gesamtschau dieser Fragen liefert eine historische Grundlegung fr aktuelle wissenschaftliche Schlsselfragen des Zivilverfahrens in Europa.