Erfahrung und Ausdruck

"Erfahrung und Ausdruck" zeichnet in detaillierten Untersuchungen einen Umbruch innerhalb der Phnomenologie nach, der bereits bei Husserl einsetzt, sein eigentliches Gewicht aber erst bei spteren Nachfolgern wie Merleau-Ponty und Richir, Levinas und Waldenfels, Marion und Ricur erhlt. Die Phnomenologie unserer Zeit hlt sich kaum mehr allein an die Innenbetrachtung der Erlebnisse eines Ichsubjekts; sie kehrt vielmehr Sinnbildungsprozesse hervor, die nicht in einer Sinngebung durch das Bewutsein aufgehen, sondern fr das bewute Subjekt unverfgbare Momente ans Licht bringen. Das fhrt notwendig zu einer Neubestimmung des Verhltnisses von Erfahrung und Ausdruck: Ein als Ort spontaner Sinnbildung verstandenes Erfahrungsgeschehen lt sich nicht in ein begrifflich-kategoriales Netz vorgefundener Bedeutungen einbinden, sondern verlangt zwingend nach einem "schpferischen Ausdruck" (Merleau-Ponty). Der so verstandene Ausdruck der Erfahrung macht wiederum eigentmliche, weil von vornherein ausdrucksbedingte Erfahrungen mglich. Die Erfahrungen, die man mit dem sprachlichen Ausdruck in der fungierenden Rede, mit der fremden Sinnesuerung im responsiven Verhalten, mit den erzhlerischen Formen in der Reflexion auf die eigene Lebensgeschichte und im Umgang mit der Literatur macht, gehren wesenhaft zu den Untersuchungsgegenstnden einer Phnomenologie, die sich nicht einfach als eine Beschreibung und Zergliederung der Erlebnisse versteht, sondern Anspruch darauf erhebt, als denkerischer Ausdruck der Erfahrung zu gelten.