Figuren des Versagens

Merkur-Preis 2021 Die komparatistische Studie untersucht die Vorstellung des Versagens als eine Diskurs- und Denkgre, die sich in westlichen kapitalistischen Gesellschaften erst in der zweiten Hlfte des 19. Jahrhunderts herauszubilden beginnt. Das Versagen hat seinen Ursprung im Feld der Technowissenschaften, greift um 1900 auf die Humanwissenschaften ber und wird schlielich in Disziplinen wie der Psychoanalyse oder der Pdagogik mit der Dimension eines biographischen Fortschreitens verwoben. Das Buch zeigt anhand von Lektren von Melville, Flaubert, Svevo und Kafka, wie die Kategorie des Versagens etwa zeitgleich auch in die Literatur einsinkt und dort sowohl gefestigt als auch unterlaufen wird. An der Denkfigur des Versagens lsst sich, so ein Fazit der Arbeit, eine seit dem spten 19. Jahrhundert zunehmende, kapitalistisch grundierte Stigmatisierung von Subjekten ablesen, die sich gesellschaftlichen Erwartungshaltungen gegenber widerstndig verhalten womit in der modernen Denkfigur des Versagens zugleich eine verdeckte Geschichte des Willens in der Moderne eingelassen ist, oder genauer: eine Geschichte des Widerwillens gegenber Erwartungshaltungen und Normen.