Gabriel Biel und die Brder vom Gemeinsamen Leben

Die Gemeinschaft der 'Brder vom Gemeinsamen Leben' entstand als Reformbewegung Ende des 14. Jahrhunderts in den Niederlanden und breitete sich innerhalb kurzer Zeit sehr schnell ber Belgien nach Deutschland aus. Eine beraus wichtige Rolle spielten die Brder schlielich in Wrttemberg, da sie von dem dortigen Landesherrn, Eberhard im Bart, systematisch in die landesherrliche Kirchen- und Bildungspolitik eingebunden wurden und einen eigenen organisatorischen Verbund, das Oberdeutsche Generalkapitel, ausbildeten. Gabriel Biel, der fhrende Theologe der Brder, wurde engster Berater des Landesherrn und Theologieprofessor an der neu gegrndeten Universitt Tbingen. Trotz der enormen Bedeutung fr das sptmittelalterliche Wrttemberg fehlte bislang wegen der schlechten Quellenlage eine Gesamtdarstellung zum Oberdeutschen Generalkapitel. Gerhard Faix legt mit seiner Arbeit nun in einer kritischen Edition erstmals zentrale, bisher unbekannte Texte zu den Brdern vom Gemeinsamen Leben vor. Diese neue Quellenbasis ermglichte ihm eine fundierte Untersuchung zur spirituellen Ausrichtung und organisatorischen Umsetzung der Oberdeutschen Brderbewegung unter der Leitung Gabriel Biels. Dabei wurde deutlich, da aufgrund ihrer direkten Einbindung in die Landespolitik straffere Organisationsformen eingefhrt wurden, die ihr Vorbild im Mnchtum hatten. Wurde bisher das Oberdeutsche Generalkapitel als vom ursprnglichen Ideal wegfhrende Sonderentwicklung eingestuft, weist Gerhard Faix nun nach, da Gabriel Biel mit dem Generalkapitel eine Organisationsform geschaffen hatte, die bei den norddeutschen Brdern offenbar nicht nur Anerkennung fand, sondern schlielich bei der Umgestaltung des Mnsterischen Kolloquiums 1499 in wesentlichen Teilen als Modell bernommen wurde.