Gleichzeitigkeit in der Interaktion

Werden mehrere Aktivitten gleichzeitig vollzogen, mssen sie miteinander koordiniert werden. Bislang ist ungeklrt, welche Bedingungen diese Form der Koordination mglich machen. Dazu werden die strukturellen Bedingungen der Kompatibilitt ko-relevanter Aktivitten anhand von mobilem Eye-Tracking und audiovisuellen Aufzeichnungen von Theaterproben konversationsanalytisch untersucht. Es zeigt sich, dass je nach Grad der strukturellen (In)Kompatibilitt andere Koordinierungsverfahren zum Einsatz kommen. Simultanvollzug multipler Aktivitten ist mglich, wenn sich Aktivitten durch Verwendung unterschiedlicher multimodaler Ressourcen strukturell kompatibel zueinander verhalten. Bentigt hingegen eine Aktivitt eine bereits verwendete Ressource, liegt strukturelle Inkompatibilitt vor. Teilnehmende reagieren darauf, indem sie eine der Aktivitten abbrechen oder pausieren. Erfordert eine Situation einen Simultanvollzug trotz struktureller Inkompatibilitt, greifen Teilnehmende auf Praktiken zurck, mit denen sie strukturelle Inkompatibilitt zwar nicht auflsen, aber kommunikativ bearbeitbar machen. Die Arbeit liefert einen Beitrag zum Forschungsstand des Konzepts multiactivity und formuliert einen Vorschlag zur Festigung des zentralen, wenn auch bislang eher unscharfen Begriffs Aktivitt in der Konversationsanalyse.