Goethes Musiktheater

Die Libretti bildeten bislang eine der letzten veritablen Lcken der Goethephilologie. Goethe hat sich zeitlebens produktiv mit den europischen Opernformen auseinandergesetzt. Zu den im Anhang gelisteten mehr als 200 ihm nachweislich bekannten Opern zhlen die einflureichsten Werke der Zeitspanne 17601830. Die Libretti (darunter u.a. Erwin und Elmire, Claudine von Villa Bella, Lila, Jery und Btely, Die Mystifizierten, Der Zauberflte zweyter Theil, Der Lwenstuhl, Feraddedin und Kolaila, Pandora, Des Epimenides Erwachen) bilden ein umfangreiches Werkkorpus, das entgegen der bislang vorherrschenden Forschungsmeinung eng mit den kanonischen Werken verknpft ist. Die Goethe bekannten Opern und ihre librettistischen Verfahrensweisen fungieren als Matrix der Textanalysen. Im Ergebnis erweisen sich Goethes Libretti als so komplexe wie avantgardistische Konzeptionen, die in einer rasanten Entwicklungslinie die zeitgenssisch vor allem in Italien und Frankreich entstandene Verfahrensweisen aufgreifen. Methodik und Ergebnisse der Analysen zeigen ihre ganze Tragweite bei der Anwendung auf Faust: So lt sich der hufig angedeutete Einflu des Musiktheaters auf Faust II erstmals textanalytisch przise nachweisen. Die Oper erweist sich darber hinaus als folgenreiche und bislang in ihrer Bedeutung noch nicht erschlossene konzeptionelle Grundlage der Faustdichtung. Die Arbeit wurde mit dem Promotionspreis der Eberhard Karls Universitt Tbingen ausgezeichnet.