Hermann Gunkel - Eine Biographie

In der Generation nach Julius Wellhausen gehrte Hermann Gunkel zu den bedeutendsten Reprsentanten der evangelischen Bibelwissenschaften. Als einer der Mitbegrnder und Hauptvertreter der Religionsgeschichtlichen Schule etablierte er methodisch hchst innovative Zugnge zum Alten wie auch zum Neuen Testament. Letztlich setzte er mit jeder greren Verffentlichung einen forschungsgeschichtlichen Markstein. Sein Kommentar zur Genesis und seine diversen Auslegungen der Psalmen avancierten zu Klassikern der protestantischen Bibelexegese im 20. Jahrhundert. Auch wenn er die von ihm anvisierte Explikation der gattungsgeschichtlichen Betrachtung in einer umfassenden Literaturgeschichte des Alten Testaments nur in Anstzen zu realisieren vermochte, zeigt sein Werk doch durchgngig das eigentmliche Profil einer sthetischen Lektre der biblischen Texte. Deren religisen Gehalt auch Nichttheologen zu erschlieen, machte Gunkel sich zu einer wesentlichen Aufgabe seiner theologischen Arbeit. Hatte der Gelehrte in seiner eigenen akademischen Karriere manche Benachteiligung und Zurcksetzung zu ertragen, so setzte er umgekehrt viel daran, begabten Schlern den Weg in die akademische Lehrttigkeit zu ebnen. Die Alttestamentler Hans Schmidt, Otto Eifeldt, Emil Balla, Walter Baumgartner, Hedwig Jahnow und Sigmund Mowinckel gehrten zu seinem Schlerkreis. Auch auf Neutestamentler wie Heinrich Weinel, Martin Dibelius und Rudolf Bultmann bte Gunkel einen langfristig bedeutsamen Einfluss aus. Persnlich nahm Gunkel unter seinen Fachkollegen keine sonderlich ausgeprgte Bereitschaft zur Rezeption und Weiterentwicklung seiner Anste wahr. Umso strker wirkten seine Anregungen mit ihrer glcklichen Verbindung von Intuition und Methode auf die Bibelwissenschaften im 20. Jahrhundert ein. Im Rckgriff auf bislang unerschlossenes Archivmaterial verortet Konrad Hammann das Leben und Werk Gunkels in den wissenschaftlichen Diskursen seiner Zeit und im zeithistorischen Kontext seiner Epoche.