Hirten unter Hitler

In Sachen Hitler wurde von den Paderborner Erzbischfen gern Gott bemht. Die Trger von Staats- und Kirchengewalt seien "Stellvertreter und Bevollmchtigte Gottes" und "gottgesetzte Autoritten", predigte Caspar Klein 1934 den mehr als 1,5 Millionen Katholiken seiner Dizese. "Vorwrts im Namen des Herrn!" lautete die Parole, die Klein Anfang 1940, nach Hitlers berfall auf Polen, an seine zur Wehrmacht einberufenen Priester und Theologiestudenten ausgab. Und: "Wer in einem Kriege pflichtmig die Waffen trgt, ist eingefgt in die Plne des allmchtigen, allweisen und allgtigen Vlkerlenkers."
Als Hitlers Reich in Trmmern lag, berief sich der Paderborner Oberhirte - nun war es Kleins Nachfolger Lorenz Jaeger - erneut auf Gott. "Wie einst dem Moses unter Blitz und Donner auf dem Berge Sinai das Gesetz Gottes gegeben wurde, so verkndete uns Gott im Krachen der Bomben und der Granaten, was sein heiliger Wille ist." Der von Hitler angezettelte Krieg mit seinen Millionen Toten - fr Jaeger waren es "unvergessliche Exerzitien, die unser Herr und Gott selbst uns hielt". Wer solche Deutungen von den Kanzeln verlesen lie, dem stellte sich die Frage nach eigener Verantwortung und Kriegsbeihilfe nicht.
Im Jubilumsjahr 1999 der Kirche von Paderborn - 1200 Jahre Bistum - legte der Journalist Wolfgang Stken (Jg. 1953) seine Recherchen ber die Rolle der beiden Paderborner Erzbischfe in der NS-Zeit vor. Sein folgenschweres Buch "Hirten unter Hitler" hat den Boden fr eine kritische Sichtweise grundgelegt. Es wird durch diese Neuedition - nebst einem einleitenden berblick zum Debattenstand nach zwei Jahrzehnten - wieder zugnglich gemacht.

Kirche & Weltkrieg - Band 12