Innovative Schriftlichkeit in digitalen Texten

Die Verbreitung von Kommunikationsformen ber das Internet hat zu einer Erweiterung des Variationsspektrums in der Schriftlichkeit gefhrt. Die Studie zeigt Entwicklungstendenzen, die sowohl medial als auch sozialstilistisch bedingt sind. Typische Nonstandard-Muster in einem Korpus aus Chatprotokollen und Online-Forumsdiskussionen werden als Innovationen in der Schriftlichkeit beschrieben und nicht - wie in bisherigen Untersuchungen hnlicher Texte blich - als sogenannte konzeptionelle Mndlichkeit. Der Hauptteil der Arbeit widmet sich in einer quantitativen Korpusanalyse der syntaktischen Variation zwischen Chat und Forum am Beispiel der modalen Verben. Anschlieend werden anhand metasprachlicher Kommentare der schreibenden Akteure die unterschiedlichen lebensstilistischen Prferenzen mit dem Sprachgebrauch in Beziehung gesetzt. Die Verwendung von nichtstandardsprachlichen Mustern erlaubt in der Schriftlichkeit andere sozialstilistische Interpretationen als eine entsprechende mndliche Verwendungsweise. Um auch strukturelle Unterschiede zwischen den untersuchten Chat- und Forumstexten zu erfassen, wird fr ein Konzept von Dialogizitt argumentiert, das schriftliche Texte einbezieht. Die Formen digitaler Schriftlichkeit ermglichen bisher so nicht erwartbare dialogische Strukturen in der Schriftlichkeit. Als strukturelle Eigenschaft digitaler Schriftlichkeit motiviert Dialogizitt innovativen Schriftsprachgebrauch, dessen tatschliches Vorkommen allerdings je nach lebensstilistischer Wertung von Innovativitt variiert. Fr den Bereich der nicht mehr ganz so neuen Medien" zeigt die Arbeit den Einfluss medialer Spezifika und sozio-kultureller Kontexte auf Sprachgebrauch einerseits sowie die Nutzung sprachlicher Differenzierung zur sozialstilistischen Positionierung durch die Akteure andererseits.