Max Weber-Gesamtausgabe

Der vorliegende Text wurde 1921/22 im Zusammenhang mit anderen nachgelassenen Texten in Wirtschaft und Gesellschaft unter der berschrift 'Religionssoziologie (Typen religiser Vergemeinschaftung)' verffentlicht. Max Weber hat ihn wahrscheinlich 1913/1914 niedergeschrieben. In einem Brief an Heinrich Rickert nannte er ihn seine 'Religionssystematik'. Der vorliegende Text ist das erste Ergebnis religionswissenschaftlicher Studien, die Weber seit 1911 betrieben hatte. Weber hatte damals eine Entdeckung gemacht, die er fr eine seiner wichtigsten hielt: da Religionen mageblich zur Herausbildung der Unterschiedlichkeit der Kulturen in allen ihren Dimensionen im Orient und im Abendland beigetragen haben. Nicht nur das kapitalistische Wirtschaftsethos des Westens, sondern auch andere gesellschaftliche Ordnungen wie z.B. Recht und Herrschaft waren von der Religionsentwicklung mitbestimmt worden. Weber rekonstruierte in dem Text die Entwicklung und Ausdifferenzierung religiser Gemeinschaften und zeigte, da diese von der konomischen, sozialen und politischen Interessenlage der Laien abhngig waren. Weber nahm an, da alles soziale Handeln sich, gewollt oder ungewollt, in der Domne des von den Religionen bearbeiteten Sinn-Problems befindet. Dabei richtet er sein besonders Augenmerk auf die weltablehnenden Religionen und die von ihnen begrndeten praktischen Weltverhltnisse. Der Text nimmt eine Schlsselstellung in der Komposition des gesamten nachgelassenen Textes Wirtschaft und Gesellschaft ein und bildet auerdem eine Brcke zwischen der frheren Schrift Die Protestantische Ethik und der 'Geist' des Kapitalismus und den spteren Studien zur Wirtschaftsethik der Weltreligionen. Weber hatte eine Bearbeitung des Manuskriptes beabsichtigt, zu der er vor seinem Tode jedoch nicht mehr gekommen ist. Die historisch-kritische Edition gibt den Text der ersten Edition von 1921/22 wieder, rekonstruiert Zeit und Umstnde seiner Entstehung, ermittelt die Stellung von Webers Systematik in der Religionswissenschaft und -philosophie vor dem 1. Weltkrieg und erlutert den Text mit Quellen und Literaturhinweisen.