Politik und Recht im Pluralismus

Seit der frhen Neuzeit hat staatliches Handeln in Politik und Recht die Pluralisierung der religis bzw. weltanschaulich begrndeten ethischen Lebensorientierungen faktisch befrdert. Gleichzeitig hat es diese Entwicklung im Horizont eines eigenen Orientierungsrahmens aufzufangen versucht, der sich selbst vernunftrechtlich und damit auch religis-weltanschaulich neutral verstand, d. h. zu allen besonderen religis-weltanschaulichen Einzelpositionen quidistant und gleichzeitig ihnen allen berlegen. Eine solche Bndigung des weltanschaulich-ethischen Pluralismus im Horizont eines bergeordneten einheitlichen Staatsethos schwebt auch heute noch einigen Verantwortlichen als Ziel vor. Jedoch zeigt nicht nur die Erfahrung der faktisch wachsenden Pluralitt weltanschaulich-ethischer Orientierungen in der Gesellschaft, sondern auch die zunehmende Einsicht in die wesentliche und unausweichliche Positionalitt jedes mglichen menschlichen Vernunftgebrauchs, da diese Zielsetzung unrealistisch und gefhrlich sein drfte. Alles Handeln in Politik und Recht bewegt sich nicht oberhalb des Krftefeldes des weltanschaulich-ethischen Pluralismus, sondern in diesem Krftefeld. Nicht oberhalb seiner, sondern in ihm - den Spannungen und Konflikten des Pluralismus uneingeschrnkt ausgesetzt - mssen Politik und Recht nach einer zuverlssig friedensdienlichen Ordnung des Zusammenlebens suchen. In den Beitrgen des vorliegenden Bandes untersucht Eilert Herms die Bedingungen, unter denen diese Aufgabe zu lsen wre.