Priorittsgrundsatz und Glubigergleichbehandlung

Das deutsche Vollstreckungsrecht wird von zwei gegenlufigen Prinzipien bestimmt: In der Einzelzwangsvollstreckung gilt das Priorittsprinzip, im Insolvenzverfahren herrscht dagegen der Glubigergleichbehandlungsgrundsatz. Dieser fundamentale Widerspruch im Vollstreckungsrecht konnte bis zum heutigen Tage systematisch nicht aufgelst werden. Das Priorittsprinzip im Einzelzwangsvollstreckungsrecht wird als freiheitliches, durch die Privatautonomie fundiertes Verteilungsprinzip gepriesen und die Glubigergleichbehandlung in der Insolvenz zur rechtfertigungsbedrftigen Ausnahme erklrt. Jan Felix Hoffmann versucht unter Einbeziehung des Insolvenzanfechtungsrechts, des europischen Insolvenzrechts und des franzsischen Vollstreckungsrechts die Vorstellung zu widerlegen, das Priorittsprinzip sei Ausdruck materieller Verteilungsgerechtigkeit. Auf dieser Grundlage entwickelt er eine Vollstreckungsgesamtsystematik, die international anschlussfhig ist. Auch das besondere Problem des Doppelverkaufs wird thematisiert.