Rhetorik der Empfindsamkeit

Die Rhetorik als Seelenkunst hat enormen Anteil an der in empfindsamer Literatur ausgestellten so genannten natrlichen Seelenaussprache ihre Artistik wird als Verbergungskunst ausgestellt. Als Rhetorik der Mitte (mestes-Ideal) stellt die Empfindsamkeit einen Positivkatalog der Emotionalisierung bereit, denn der Affektstufe ethos wird zugeschrieben, mittels sanfter Affekte zu erfreuen, zu besnftigen und mittels Menschlichkeit Sympathie und Sittlichkeit zu erreichen (Quintilian). Darunter lassen sich insbesondere die integrativen (frh-)aufklrerischen Ausgleichsbestrebungen der Empfindsamkeit fassen, die das prodesse et delectare propagieren und empfindsame Literatur Moderomane beispielsweise zwischen Tugendbotschaft und Unterhaltungskunst ansiedeln. Die literarische Empfindsamkeit schlgt eine Brcke zwischen einer Seelenkunst, die im 18. Jahrhundert zu einer subjektiven und individuellen Gre avanciert, und einer Geselligkeit, die den Einzelnen in die Gemeinschaft integrieren soll. Ziel der Studie ist es, durch die strukturelle Verknpfung von Tugendethos und Rhetorik der Mitte eine rhetorik- und kulturgeschichtlich fundierte Lesart empfindsamer Literatur anzubieten, die den Publikumserfolg am und fr den Menschen ebenso zu erklren vermag wie das gleichzeitige Scheitern an den eigenen Vorgaben.